Es
ist überliefert, dass der alte Militärmusiker Johann Georg Huber und sein Sohn,
der spätere Vereinsgründer Paul Huber, in den letzten Jahrzehnten des 19.
Jahrhunderts, bei Hochzeiten und anderen Veranstaltungen zur Unterhaltung und
zum Tanz aufspielten.
Johann
Georg Huber erkannte das musikalische Talent seines Sohnes Paul und kaufte ihm
im Jahr 1904 eine Ziehharmonika.
Die
beiden fanden dann zu Beginn des 20. Jahrhunderts einige musikbegeisterte und
begabte Freunde, mit denen sie auf „richtigen
Blechinstrumenten richtige Musik“ machten, wie es Paul Huber später
formulierte.
Im
Jahr 1909 gründeten Johann Georg Huber und der 17 Jahre junge Paul Huber eine
Blaskapelle. Johann Georg Huber am Bass, Sohn Paul Huber am Tenorhorn,
Küfermeister Anton Geiger an der Trompete und Postbote Jakob Kramer am
Flügelhorn trafen sich zu regelmäßigen Musikproben. Die Gründung dieser Kapelle
ist im Gemeinderatsprotokoll vom 26. September 1909 schriftlich festgehalten.
Das Jahr 1909 muss deshalb als Beginn organisierter Blasmusik in
Kirchbierlingen gesehen werden.
Jahre der stetigen musikalischen Weiterentwicklung prägten die Zeit des Musikvereins Kirchbierlingen unter der musikalischen Leitung von Andreas Huber und seinem Nachfolger und Bruder Georg Huber. Als ein Höhepunkt dieser Ära darf sicherlich das Jubiläumskonzert „70 Jahre Blasmusik in Kirchbierlingen“ im April 1979 in der alten Stadthalle in Ehingen gesehen werden. Das Konzert vor weit über 600 Zuhörern in der, bei einem musikalischen Konzert erstmals vollbesetzten, Stadthalle endete mit dem Marsch Jubelklänge. Das Ehinger Tagblatt berichtete von einem „Massenzulauf“ und dass alle „von der Leistung der Pfarreimusikanten hellauf begeistert“ waren.
Der Blutfreitag in Weingarten nimmt seit
jeher bei den Musikern eine besondere Stellung im Jahresablauf ein. Im
Schriftführerprotokoll des Jahres 1953 ist pathetisch notiert: „Im festlichen Hochgefühl marschierte auch
unsere Kapelle der Reitergruppe voran und die im Dienste Gottes stehenden
Musikanten erwiesen sich als Herolde für den christlichen Glauben.“
Vom
10. bis 14. Juli 2003 feierten 3000 Musikanten das Kreismusikfest des
Blasmusikkreisverbandes Ulm/Alb-Donau in Kirchbierlingen. Verbunden damit war
die Segnung der renovierten Vereinsfahne und des neuen Täfeles, welches von
Josef Baur, Musikant bei den Musikfreunden aus Bierlingen, geschnitzt und von
unserem passiven Mitglied Paul Engst aus Bockighofen bemalt wurde. Die Form des
Täfeles ist angelehnt an ein Lyra-Motiv auf der alten Vereinsfahne. Der
damalige Täfelesträger Tobias Huber, heute aktiver Musikant, erinnert sich: „Es waren aufregende Tage und Wochen. Zuerst
holten meine Familie und ich das Täfele in Bierlingen ab und brachten es zum
Bemalen zu Paul Engst. Als es dann fertig war und der erste Umzug anstand,
schmückten wir das Täfele mit Blumen, einer Brezel und einem Paar Landjäger.
Somit hatte ich nach dem Umzug auch noch ein leckeres Vesper.“
Im Jubiläumsjahr 2009 feierte der Musikverein Kirchbierlingen seinen 100. Geburtstag, wiederum verbunden mit dem Kreismusikfest des Blasmusikkreisverbandes Ulm/Alb-Donau. Bereits vor dem Festwochenende fand ein Festabend statt. Hier wurde dem Musikverein die Pro-Musica-Plakette verliehen. Das Festwochenende selbst wurde mit einem einmaligen Konzert der Klostertaler eröffnet. Der Sonntag stand im Zeichen der Blasmusik. Massenchor, Festumzug, Wertungsspiele, Blasmusikparty im vollen Festzelt, großer Zapfenstreich im Pfarrhof und in der gesamten Pfarrei herrschte der Ausnahmezustand.
100 Jahre stammten alle Dirigenten des Musikvereins Kirchbierlingen in einer Linie vom Gründer Paul Huber ab – eine Einmaligkeit. Frank Auchter übernahm beim Martinskonzert 2009 den Dirigentenstab von Josef Huber und Marek Scheliga 2010 die Leitung der Jugendkapelle. Im Jahr 2011 stellte sich Frank Auchter zum ersten Mal mit der Aktiven Kapelle einem Wertungsspiel im Rahmen des Kreismusikfestes in Emerkingen und erreichte auf Anhieb die Bestnote „mit hervorragendem Erfolg teilgenommen“. Bis heute ist der Musikverein Kirchbierlingen stolz und froh mit Frank Auchter einen solch musikalisch versierten und kameradschaftlichen Dirigenten aus den eigenen Reihen zu haben.
Der Musikverein Kirchbierlingen hat das ganze Jahr über viele Auftritte. Nach drei Fasnetsumzügen zu Beginn des Jahres folgt im Frühjahr das Spielen am Weißen Sonntag. Der Blutfreitag in Weingarten, der Schwobahock und die Fronleichnamsprozession folgen im kurzen Abstand. Im Frühsommer ist dann meistens die Zeit für die Teilnahme am Wertungsspiel und am Kreismusikfest. Nach der Sommerpause bewirtet der Musikverein mit dem Ulimobil der Berg Brauerei auf der Ehinger Kirbe, bevor es heißt: proben, proben, proben. Das Martinskonzert am Samstag nach St. Martin steht an. Die anstrengende Probephase wird noch durch das alle zwei Jahre stattfindende Herbstfest des Musikvereins in der Festhalle unterbrochen. Im Dezember stimmt der Musikverein auf dem Ehinger Weihnachtsmarkt die Besucher auf Weihnachten ein und an Heiligabend spielt die Bläserjugend in den Pfarreiortschaften mit Herbertshofen und Dintenhofen Weihnachtslieder für die Bevölkerung.
1931,
1951, 1984, 2003, 2009, 2019
Sechs
Kreismusikfeste, durchgeführt von einem einzigen Musikverein, sind eine
Seltenheit im Kreisverband Ulm/Alb-Donau und darüber hinaus.
2019 – ein Jubeljahr
110
Jahre Blasmusik in Kirchbierlingen
95
Jahre Musikverein Kirchbierlingen, offizielle Vereinsgründung 1924
25
Jahre Musikerheim
20
Jahre Förderverein
20
Jahre Heft 13 Kapelle
Zum
Jubeljahr fand ein weiteres Kreismusikfest in Kirchbierlingen statt. Eine Woche
vor dem Kreismusikfest fand der Festabend in der Kirchbierlinger Festhalle
statt. Feierlich präsentierte sich der Musikverein Kirchbierlingen in seiner
neuen Uniform. Nach 25 Jahren wurde es Zeit für ein neues Erscheinungsbild.
Dies war ein finanzieller Kraftakt, da es über 90 Musikerinnen und Musiker der
Aktiven Kapelle einzukleiden galt. Dies gelang natürlich durch die Einnahmen
durch das Kreismusikfest, aber vor allem dank der unglaublichen Unterstützung
toller Sponsoren und Gönner des Vereins.
Einer, wenn nicht gar der wichtigste Auftritt im Jahresverlauf des Musikvereins, ist jedes Jahr die Teilnahme am Blutfreitag in Weingarten. Jährlich kommen rund 2.000 Reiter, über 4.000 Musiker und rund 20.000 Pilger nach Weingarten, um die Heilig-Blut-Monstranz zu sehen. Die erste Teilnahme des Musikvereins war im Jahr 1948 und seither, mit Ausnahme der Corona-Jahre, nahm der Musikverein immer an der Prozession teil. Anlässlich der 75. Teilnahme im Jahr 2024 erhielten wir bei unserem Kirchenkonzert am 14. April zwei Fahnenbanner, gestiftet von der Blutfreitagsprozession in Weingarten und der Blutreitergruppe Kirchbierlingen-Ehingen. Diese werden wir in Zukunft immer voller Stolz an unserer Fahne mittragen.
Von einer starken und großen Jugendkapelle träumt sicher jeder Dirigent. Auch wir und der MV Edelweiß Rottenacker standen vor der Herausforderung, dass immer weniger Jugendliche ein Instrument erlernen. Trotz der akzeptablen Anzahl an Jungmusikanten waren viele Register dünn bis gar nicht besetzt. Aus diesem Grund haben sich die Vereine zusammengesetzt, um eine gemeinsame Lösung zu finden. Beim Herbstfest des MV Edelweiß Rottenacker präsentierte sich erstmals die neu formierte Jugendkapelle Kirchbierlingen-Rottenacker unter der Leitung von Athina Mouratidis. Den ersten großen Auftritt hatten sie dann an unserem Martinskonzert am 16. November 2024. Die Erwartung war groß, und die Jugendlichen mit ihrer Dirigentin Athina konnten die Besucher voll und ganz überzeugen.
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